Die Erfüllung eines Traumes!


Nach Monaten des Aufbauens, Einnordens und Installierens der zur Hobby-Astronomie benötigte Komponenten war mehr so aus einer Laune heraus der Wunsch entwachsen, eine stationäre Einrichtung zu schaffen.

Eine eigene Sternwarte sollte es sein!

Durch die Nähe unseres Hauses am Ortsrand war mit wenig ausgeprägter urbaner Lichtverschmutzung zu rechnen, dennoch war die Positionierung der geplanten Rolldachhütte ein schwieriges Unterfangen, da diese Teil eines kompletten Gartenhäuschens werden musste.

Nach eingehendem Studium verschiedener bereits erbauter Privatsternwarten (Astro-Foren sind doch sehr praktisch) und der Anfertigung eines nach lokalen Bauvorschriften  notwendigen Eingabeplans für eine isolierte Befreiung, stand nach der Genehmigung dem Ganzen nichts mehr im Wege.... Nun fast nicht!!!

Abbau Traktor

 

Ein bereits vorhandener Geräteschuppen musste an der geplanten Stelle weichen, so dass Platz für die auszuführende Planie und der folgenden Untergrundbearbeitung erfolgen konnte.
Ein Familienmitglied erklärte sich sofort zur Abnahme des Schuppens bereit, einzige Bedingung, eigener Abtransport.
Der im “Fuhrpark” vorhandene Traktor (man befindet sich hier schließlich in ländlicher Peripherie) war in der Lage das alte Häuschen von seinem Platz zu entfernen, dabei blieb es aber zunächst.

Es war einfach zu schwer!

Kurzum wurde die komplette Bedachung entfernt, um so die Masse des Ganzen zu reduzieren. Die gründliche Arbeit beim Aufbau des alten Häuschens kam uns leider nicht entgegen, denn aus Stabilitätsgründen hatte mein Schwiegervater die in Nut und Feder verlegen Paneele zusätzlich mit Nägel gesichert......puhh, was für ein Aufwand.

 

Abbau Dach

Die Vorbereitung für das eigentlichen Fundament sowie die quadratische Aussparung der Bodenplatte muss nicht besonders beschrieben werden, zahllose Bauvorschläge im Internet inspirierten zu eigenen kreativen Denkanstößen.

Vielleicht sollte der Aushub für das Fundament der Montierung erwähnt werden, der insoweit eine extrem nervige Aufgabe darstellte, da trotz Verdichtung des Untergrundes mit einer Walze, die durch den Aushub geschaffene Bodenöffnung durch einstürzendes Material immer wieder abgefangen und zusätzlich ausgeschalt werden musste.
Man muss wissen, dass sich im Garten unseres Anwesens unter der Grasnarbe feinster Kies befindet.

Nach Fertigstellung einer halbwegs quaderförmigen Grube mit einer Kantenlänge von ca. 90x90x100cm (Breite-Länge-Tiefe) konnte nach dem Einbringen eines GK-Rohr (hochstabiles Rohr aus dem Baustoffhandel) mit einem Durchmesser von 20cm mit den Armierungsarbeiten und dem eigentlichen Betonieren begonnen werden

Diese Arbeiten erforderten mit allem Drum und Dran etwas einen Tag Arbeit und waren gekrönt mit Frage ratloser Nachbarn:
Wieso um Gotteswillen baut man in  sein Gartenhäuschen ein so großes Abwasserrohr, was geht hier bei unserem Nachbarn vor sich?

Einige klärende Worte, sowie der Hinweis auf die in den letzten Monaten bei klaren Nächten statt gefundenen Intermezzi mit dem “großen Fernrohr”  und schon war es keine Spinnerei oder gar Bedrohung mehr.

Naja, das mit der Spinnerei scheint im Nachhinein noch nicht gänzlich ausgeräumt zu sein!

Schiebdach-Ost-Davis-Newton

 

Wenige Wochen nach den Betonarbeiten wurde von einer Zimmerei der Holzbausatz des gesamten Häuschens angeliefert und kompetent an Ort und Stelle zusammen- und aneinander gefügt. Angesichts der ungeheuren Menge an Holz war es wohl doch die richtige Entscheidung, diese Auftragsarbeiten zu vergeben. Vermutlich würde sich bei Eigenaufbau die Sternwarte noch immer nicht an der gedachten Stelle befinden.

Fertig aufgebaut wurde das Konzept der Rolldachhütte weitergeführt, ein speziell für Agrarbauten gefertigtes Schienen-System mit 6m Länge in den Sternwarten-Trakt eingelassen und in Eigenleistung mit einem Pultdachstuhl belegt.

Abschließend wurde der Pultdachstuhl mit für UV-Licht undurchlässigen Wellplatten belegt. Tagsüber war somit bei Betreten der Rolldachhütte mit gedämpftem Tageslicht ein Weiterarbeiten möglich.

 

Schiebedach-Newton-Mak
EQ6-Newton-Mak

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Bereits während der Aufbauphase des Häuschens wurde eifrig von einem Metallverarbeitungspezialisten ein Montageadapter aus V2A-Stahl für die bereits mit einer neuen elektronischen Steuerung und neuen Motoren als auch Getrieben modifizierten EQ6-Montierung gefräst und für die Montage mit 14mm-Gewindestangen vorbereitet.

Im Bild ist das bereits fertig verkabelte Equipment mit einem auf einer Dual-Montageplatte aufgesatteltem 10”-Newton und einem 4”-MAK für das Guiding erkennbar.

Zur Überwindung der Höhe und problemlosen Erklimmen des Okularauszuges des Newton musste noch eine mehrstufige Treppe aus Holz angefertigt werden.

An dieser Stelle sei ein kleiner Zeitsprung eingeflochten, in der die Aussenanlage mit einem kleinen Gartenteich, einem Obstbäumchen und ansonsten reichlich Naturstein ergänzt wurde.

Der zwei Jahre andauernde Zeitsprung wurde außerdem genutzt, sich mit der Astro-Fotografie weiter zu beschäftigen, da durch den stationären Aufbau zeitraubende Tätigkeiten zur Einnordung oder Einscheinern der Montierung wegfallen konnten und das Thema Autoguiding und Langzeitbelichtung zu Schüsseltehmen wurden.

 

Schiebedachhütte-Teichanlage
Kuppel-Eingang-WabenDS

 

Die architektonische Verschnaufpause währte jedoch nicht lange, da das in der Rolldachhütte eingesetzte Schienensystem während der Wintermonate zu einem zeitweilig unüberwindbaren Hindernis wurde.

Bei Temperaturen unter -10°C gefror Kondenswasser im Schienensystem an den Laufrollen fest, so dass des nächtens nur unter enormen Kraftaufwand das Dach zu öffnen war.

Auch der Stellplatz für die sonst notwendige Technik, wie PC, Notebook, das weitere astronomische Equipment und allerlei Zubehör war bisher äußerst knapp bemessen, so dass ein Totalumbau des bisherigen Konzepts geplant wurde.

Ansatzweise ist  auf diesem Bild erkennbar, was zu realisieren war.

Eine kleine Kuppel auf einem entsprechenden Flachdach-Adapter sollte aufgesetzt werden. Dies erforderte den Umbau des Pultdaches durch Integration zweier ineinandergreifender Dachstuhlkonstruktionen. Zum einen mußte das umliegende Pultdach neu konstruiert und fortgeführt, zum anderen die Tragekonstruktion für die Kuppel geschaffen werden.

In einer “Ständer-Waben-Bauweise” fand ich die Lösung, sowohl die Statik und Stabilität für die Kuppel und einer darin enthaltenen Beobachtungsplattform als auch die notwendige Höhe einer darunterliegenden Zentrale, quasi als Steuerraum zu schaffen.

Endlich war auch das Platzproblem für die notwendige Elektronik gelöst. Schließlich sollte die Steuerung der Montierung und die Aufnahme-Technik auf zwei getrennten Rechnern erfolgen.

Kuppel-WabenDS-Dachanschluß
Säule40-Unterkonstruktion

Ansatzweise ist hier von unten die Beobachtungsplattform erkennbar. Auch optisch wurde der Innenraum einer Kosmetik unterzogen, so dass innerhalb des Beobachtungs-Raumes die Wände, worauf die Kuppel gesetzt wurde, mit roten Kunsstoffplatten und Alu-Profilen belegt wurden.

Ein weiteres und äusserst aufwändiges Thema wurde auf Grund der enormen Höhensteigerung die Anpassung der Säule. Die Fortführung der 20cm-Säule schien anfällig für Schwingungen.

So wurde in mehreren Wochen Arbeit die Säulenkonstruktion komplett modifiziert. Durch Armierungsarbeiten (Stahleinlagen) begleitet wurde nun an den Betonquader ein “40cm-GK-Rohr” angepaßt. Im verbleibenden Hohlraum wurden weitere 9cm-Rohre stahlverstärkt eingelassen, um so Vibrationen von der Montierung fernzuhalten zu können. Schließlich wurde im Basisbereich das 40cm-GK-Rohr sowie die 9cm-Rohre mit Beton verfüllt.

Da auch die 20cm-Säule verlängert wurde, war nach der Trocknungsphase des Betons nurmehr der verbliebene Hohlraum mit feinem Quarzsand zu verfüllen. Abschließend erhielt die Säule noch eine achatgrauen Anstrich.

Bis dann die “rote Diva” installiert werden konnte, vergingen noch viele Monate schweißtreibenden Schaffens, da bis zum endgültigen Einscheinern der Montierung auf Grund eines Kompaßfehlers (mechanischer Kompaß und die Tücke magnetisierter Metallflächen!!!) die Montierungsbasis mehrfach umgesetzt wurde.

10micron-socket-web

Auch die Elektrifizierung für die erweiterten Anfordernisse, wie Zuleitung zusätzlicher Spannungsversorgungen für CCD-Cam, Guiding-Cam, Kabelage des Montierungs-GPS-Sensors, die USB-Ableitungen der Cams war zu bedenken.

Schließlich wurde in die Beobachtungsplattform noch eine rote LED-Beleuchtung sowie ein zusätzlicher 230V-Anschuß für konventionelle Geräteversorgung integriert.

Galerie-Treppe

Nach Schreinern einer Treppe, die ins “astronomische Tabernakel” führt, wirkte der Regieraum wesentlich aufgeräumter, was auch die Anbringung einer Arbeitsplatte zusätzlich unterstützte. Ein nicht mehr benötigter Unterbauschrank wurde 2010 als Gerätelager und Rechnerstandort umfunktioniert.

Individuell schaltbare weiße und rote Beleuchtung erleichtern das Vorbereiten einer “Aufnahme-Nacht”, als auch der Adaption der Augen.

Die farbliche Gestaltung des Technikraumes wurde durch Gestaltung einer Print-Foto-Galerie an den freien Wänden ergänzt.

Workstation
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Winterimpressionen 2010

20cm Schnee unter zeitweise frostigen Temperatur bei -10°C und weniger, lassen das Herz unter dem Erwartungsdruck klarer, frostiger Nächte höher schlagen, doch zunächst ist der Kuppellauf frost- und eisfrei zu gestalten.

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